Montag, 3. Oktober 2005

Ein Staat Palaestina in Angola ? Vorbild "Projecto Bravo" (1912) ?

Wie loest man einen Gordischen Knoten ?
Man bricht das Tabu und zerschlaegt ihn.

Der Frieden im Nahen Osten ist gescheitert.
Und ich will jetzt nicht wissen warum.
Ich suche Loesungen, keine Gruende.

Der Frieden der Menschen in Afrika ist auch gescheitert.
Da helfen auch nicht die staendigen Kaffeekraenzchen unserer EU-Politiker mit ihrem Getue, Gehabe und Schoenreden.

Mit und ohne Schuldenerlass:
Wer etwas auf sich haelt in Afrika, will weg.
Will raus aus dem Jammertal von Terror, Vetternwirtschaft und Verwahrlosung und geht jedes moegliche Risiko ein, das er sich finanziell erlauben kann.
Ich fuehle mich als Unmensch, wenn ich die Verzweiflung sehe, mit der meine Zeitgenossen in ein besseres Leben gelangen moechten.

Beispiel Angola, Beispiel Portugal:

Nicht nur hat Portugal "sein Angola" verloren.
Ebenso richtig ist, dass Angola "sein Portugal" verloren hat.

Erinnern moechte ich meine werten Leser an das "Project Bravo" von W. Terlo.
Ich halte den folgenden Text fuer lesenswert.

Den Originaltext des mir unbekannten Autors finden Sie hier in portugiescher Sprache:
Artikel

Und hier ist meine Uebersetzung:

Am 15. Juni 1912 hat das Parlament Portugals einstimmig einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der als "Poject Bravo" bekannt wurde.
45.000 km2 Land sollten einer Juedischen Gemeinschaft als Zuflucht und Heimat zuerkannt werden.
Am 27./30. Juni wurde dieser Plan vonseiten der Jewish Territorial Organisation (ITO) in Wien verworfen.

(Die Gruende sind einleuchtend )
Portugal war nicht gewillt, saemtliche Foerderungen nach Unabhaengigkeit und Selbstbestimmung zuzubilligen, die fuer eine "neue juedische Heimat" notwendig gewesen waeren.

Gleichwohl schickte die ITO den englischen Wissenschaftler J.W. Gregory nach Angola, um das Land zu erkunden.
3.000 Quadratkilometer sah er und kam zu dem Schluss, dass eine Ansiedlung schwierig waere.

Am 20.1.1934 meldet der Botschafter Portugals in London, Ruy Ennes Ulrich, dass zwei juedische Deutsche, Dr. Fritz Seidler (vormalig Staatssekretaer Stresemans) sowie Dr. Ernst Meyer (Mitglied des Internationalen Journalistenverbandes) auf der Suche nach Land seien.

Dr. Fritz Seidler versuchte, die portugiesische Regierung zu ueberzeugen anhand des Beispiels des Preussischen Koenigs.
Niemals nannte er seine Schutzbefohlenen "Juden" sondern immer nur "Auswanderer" oder "gebildete Deutsche".

Der portugiesische Botschafter warnte seine Regierung, solange man keine Absage erteilt habe, koenne das "Schweigen als Zustimmung gewertet werden".

Derweil informierte Seidler in einem Brief, dass bereits eine internationale Expertenkommission eine "Gesellschaft der Uebereinkunft der Fluechtlinge" mit Sitz in Paris im Begriff sei, eine Bank zur Ansiedlung zu formieren fuer eine Ansiedlung fuer diejenigen, die schon bereitstuenden.

Einen Monat spaeter veroeffentlichte der "Daily Herald" am 30.4.1934 einen Artikel mit folgender Ueberschrift:
"Ein neues Heim fuer 5 Millionen Juden. Vorhaben genehmigt fuer Ostafrika. Portugal bietet sich an, Land zur Verfuegung zu geben."

In diesem Artikel ist von geheimen Verhandlungen einer israelitischen Delegation mit der Regierung Portugals die Rede, einen autonomen Staat in Angola zu gruenden.

Die Ansiedlung von 5 Millionen Juden bliebe unter der Leitung der Vereinten Nationen.
Die Regierung Portugals und das "Private Inquiries" der britischen Regierung habe das Vorhaben abgesegnet und es blieben nur einige Einzelfragen noch offen.

Diese Nachricht wurde spaeter abgeschwaecht und angesichts eines allseitigen Alarmismus vonseiten portugiesischer Diplomaten als ein "erfolgloser Versuch einiger juedischer Deutsche" hingestellt.

Dezember 1938 kam Jacques Politis nach Portugal, um ueber eine begrenzte Anzahl juedischer Auswanderer zu verhandeln, diesmal nur um einen sicheren Zufluchtsort fuer hunderttausende Menschen in Lebensgefahr zu finden.
Man versprach Portugal das Monopol sowohl bei Befoerderung wie auch ueber den wirtschaftlichen Nutzen dieser Unternehmung.
Sogar im Verteidigungsfalle stuenden die Fluechtlinge persoenlich der portugiesischen Armee Seite an Seite zur Verfuegung.

Portugal verlangte abermals wie beim "Projecto Bravo" auch hier bei dem Vorschlag von Jacques Politis, dass die portugiesische Sprache einzige offizielle Sprache bliebe, auch in den Schulen, und sogar in den juedichen Familien gesprochen werden muesste.

1938 anlaesslich der Konferenz von Evian und bei der Frage nach dem Verbleib juedischer Fluechtlinge war keine der teilnehmenden 32 Staaten bereit, juedische Fluechtlinge aufzunehmen.

Allein man gruendete eine neue Organisation, eine Zwischenstaatliche Komission (IGC).
Diese Organisation sollte die Aufgabe erhalten, mit Hitlerdeutschland die Ausreise von hunderttausenden Juden von deutschen Boden zu organisieren.

Ende Oktober 1938 zeigte sich Hitler bereit, mit dem IGC zu verhandeln und im Dezember reiste Hjalmar Schacht, ehemaliger Finanzminister, persoenlich nach London, um eine etappenweise Ausssiedlung von Juden vorzustellen und eine finanzielle Entschaedigung zu erhalten.

Januar 1939 war es der Wunsch von Praesident Roosevelt, hunderttausende Juden in Angola eine Heimstatt zu schaffen.
Roosevelt meinte, Portugal sei ausserstande zu einer Ablehnung, da es nicht nur einzigartig in der Geschichte dastuende, sondern auch jaehrliche Geldbetraege direkt aus der Staatskasse des neues Israels bekommen wuerde.

Die Englaender waren 1939 mit diesem Vorschlag garnicht einverstanden.
Ende Januar brachte das Myron Taylor zum Ausdruck.

Die Englaender fuerchteten eine Einwanderung von Juden in ihre eigene Kolonien, die an Angola angrenzten.

Juni 1939 sieht eine neuerliche Erfolgsaussicht fuer dieses Vorhaben, als Dr. Augusto d¿Esaguy (Mitglied der Juedischen Gemeinde Lissabons und Praesident der portugiesischen Kommission fuer juedische Fluechtlingshilfe) in London H. Emerson besucht, Hochkommissar fuer Fluechtlinge.
Dr. d¿Esaguy teilte mit, sein Freund Dr. Mano, neuer Governador Angolas, sei an der Aufnahme von Fluechtlingen interessiert.

Die Versuche, in Angola eine juedische Kolonie zu gruenden stiess in Portugal auf Widerspruch.

Das Vorhaben wurde kritisiert, weil eine Ansiedlung von massenhaft Deutscher schon allein deshalb abgelehnt werden muesse, weil es Deutsche sind.
Ausserdem betonte man, dass "welche Auswanderung auch immer von Gruppen an Auslaendern es sei, dies jedenfalls dem Werk unserer Kolonisation schaedlich sei" fuer die Kolonien in Angola und Mozambique.

Man erinnerte daran, dass das Verhalten frueherer deutscher Kolonialisten "nicht geeignet sei bei den portugiesischen Autoritaeten Vertrauen zu empfangen" (Anspielung auf die Versuche Ende des 19. Jahrhunderts seitens des Reiches Angola zu annektieren) und eine "Einwilligung zu neuen deutschen Einwanderern, egal ob juedisch oder nicht, nicht ratsam sei, schliesslich handle es sich um Deutsche, was als gefaehrliches Element zu betrachten sei".

Auch sei zu befuerchten, dass es zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen koennte und ein Zuwachs von tausenden womoeglich millionen Emigranten bedeute eine ernsthafte Gefahr fuer die wirtschaftliche Stabilitaet.

Auch in der portugiesischen Presse wurden Stimmen laut, insbesondere ueber die Rede von Hearst und ueber das Projekt von Cazalet.
Die Ausgabe des "Diario de Noticias" vom 21. November 1938 warf Hearst vor, dem israelitischen Volke nicht helfen zu wollen, stattdessen nur ein internes Problem Englands loesen zu wollen (weil auch England die Aufnahme juedischer Fluechtlinge ablehnte)und begruendete dies "...nicht nur damit unsere Herrschaft ueber diese Laender, die wir entdeckten und entwickelten, immer leicht sei sondern auch weil das glueckliche Anwachsen unserer Bevoelkerung es geraten sein laesst, fuer uns die Reichtuemer zu bewahren, die es noch auszuschoepfen gibt"

Der Zeitungsartikel warf zudem Cazalet vor, kein Freund Portugals zu sein, da dieser Ansiedlungsplan bedeuten wuerde; "kuenftige zumindest diplomatische Schwierigkeiten mit dem Fuehrer zu bescheren"
Salazar wuerde eine Entscheidung aufschieben und wolle erst noch weitere Informationen ueber die Lage und Fluechtlingsfrage der Juden einholen und offizielle Stimmen hoeren bevor eine Entscheidung getroffen wuerde.

Das Fehlschlagen der Ansiedlung in Angola:

Die wesentliche Ursachen fuer das Scheitern dieses Ansiedlungprojekts von Juden in Angola begannen im Jahr 1938.

Es gab drei Schwierigkeiten:
Zunaechst die Finanzierung. Die Forderungen der Deutschen waren ausserordentlich hoch.
Keiner der Staatsoberhaeupter wollte Deutschland eine wirtschaftliche Entschaedigung fuer den Auszug von Juden bewilligen und , wenige Monate vor der Konferenz von Evian, keine Regierung zeigte Interesse, tausenden Juden Land zu geben.

Salazar wurde niemals von offizieller Seite angesprochen im Verlauf des Jahres 1939 wegen der Einrichtung eines juedischen Staates in Angola.

Das Foreign Office fuerchtete, dass die eigenen Kolonien durch die Einwanderung juedischer Deutsche in Angola gefaehrdet werden koennten: "..ist es unsere Pflicht, von vornherein festzustellen, dass wir uns jedem Annaeherungsversuch Portugals widersetzen werden und nicht tolerieren werden, dass eine grosse Anzahl von juedischen Deutschen in Angola in Zeiten des Krieges eine Gefahrenquelle fuer unsere Kolonien bedeuten koennte."

Die Sorge, Anlass fuer politische Instabilitaet zu schaffen, wenn es ein Programm der Ansiedlung juedischer Deutsche in Angola gaebe, ruehrte von den juengsten Schwierigkeiten her in Nah-Ost.
Wegen der Zustimmung zur Einwanderung von Juden nach Palaestina gab es eine grosse Feindseligkeit vonseiten arabischer Nationen, welche den Seeweg nach Indien durch den Suez-Kanal gefaehrdete.

Bei einem Treffen von englischen und amerikanischen Regierungsvertretern wurde die Sorge deutlich, bei einer juedischen Ansiedlung in Guiana Britânica nicht den gleichen Fehler zu begehen.
Gegen den Vorschlag Amerikas, der eine massenhafte Einwanderung vorsah, wurde Winterton wuetend und gab kund, dass "es nicht Absicht der englischen Regierung sei, eine massenhafte Ansiedlung zu erlauben in Guiana oder irgendetwas aehnliches zur Situation in Palaestina".

Als der Krieg begann verschlimmerte sich die Lage der Auswanderung der Juden von deutschem Territorium.

Obgleich eine Auswanderung bis zum 23. Oktober 1941 legal war, schafften es bloss 70.000 Juden auszuwandern wegen der fehlenden Solidaritaet saemtlicher Staaten.

Als sich die Regierungen der USA und Englands im April 1943 auf den Bermudas trafen, um das Schicksal juedischer Fluechtlinge zu eroertern, gab es bereits genaue Nachrichten ueber den Voelkermord der Nazis.

Wenngleich der Sieg der Alliierten nur eine Frage der Zeit war, hat man keine direkten Verhandlungen mit der deutschen Regierung aufgenommen, um die juedische Bevoelkerung, welche in den besetzten Laendern verblieben war, auswandern zu lassen, weil man fuerchtete, falls Hitler zustimmen wuerde, die eigenen Laender von juedischen Fluechtlingen ueberschwemmt werden koennten.

Somit haben diese Regierungen ihre Aufmerksamkeit auf diejenigen Fluechtlinge gelenkt, die eine staendige Bleibe nach dem Krieg benoetigten und so brachten die amerikanischen Delegierten das Projekt Roosevelts vor, im Sinne einer Ansiedelung von Israeliten in Angola und haben teilweise den Bericht Gregorys, eines Wissenschaftlers, vorgetragen mit den beschriebenen guenstigen Voraussetzungen in Angola zu diesem Zweck.

Unter Hervorhebung der grossen Vorteile fuer Portugal wurde eine sofortige Aufnahme der noetigen Vorbereitungen zu seiner Verwirklichung empfohlen.

Sowohl der Botschafter Englands in Lissabon, Campell, wie auch die englischen Konsuln in Louren¿o Marques (heute: Maputo) und Luanda bestaetigten, in geheimen Telegrammen, die Gruende der Ablehnung einer massenhaften Einwanderung von Juden, und wollten nur eine Anzahl von wenigen hundert zulassen.

Andererseits riet Campell von einer Einmischung auf Regierungsebene ab weil: "ich ueberzeugt bin, dass Salazar es als einen Versuch einer unbotmaessigen Einflussnahme unsererseits in die Belange der Kolonien Portugals werten wuerde."

So wie es Campell empfohlen hatte, bat das Foreign Office den President der Zwischenstaatlichen Komission, Sir Herbert Emmerson, erste Kontakt zu knuepfen und am 18 August 1943 gab es ein Treffen in der Botschaft Portugals in London.

Mit seinem Besuch wollte Emmerson das grosse Interesse der Komission an einer Unterstuetzung Portugals zeigen.
Aber selbst dieses gewichtige Signal liess Salazar nicht seine Vorhaben aendern, da er vorab informiert worden war von seinem Botschafter in Washington, Bianchi, zur Zeit der Konferenz auf Bermuda und durch eine gutachtliche Stellungnahme von Fernando Nogueira, nach welcher es in der englischen Presse Nachrichten gaebe, dass es wohl mehr zu bewerkstelligen gaebe als kleinere finanzielle Belastungen bei einer Zusammenarbeit mit der Zwischenstaatlichen Kommission.

Salazar zog eine Entscheidung wieder hin und zwar bis Fruehjahr des darauffolgenden Jahres.

Salazar weigerte sich,an den Aufgaben der Zwischenstaatlichen Kommission teilzuhaben, zumal Portugal nicht zu der Konferenz eingeladen worden war, auch nicht von den teilnehmenden Staaten, und es "wahrscheinlich nicht notwendig oder nuetzlich sei, dass Portugal inteveniere" und bemerkt, dass es wohl keinen Sinn machen wuerde, wenn Portugal aufgefordert wuerde, Massnahmen auszufuehren an deren Ausarbeitung man weder mitgewirkt haette noch ueber sie informiert worden waere.

Auf solche Art schaffte es Salazar, die Versuche der Vereinten Nationen zu vereiteln, die portugiesischen Kolonien zu besetzen, ohne die Staatengemeinschaft zu verletzen.

Haette Portugal einer Einladung zugestimmt, haetten die Diplomaten Portugals das Problem gehabt, bei einem Veto die Unterstuetzung Englands und die eigene Neutralitaet zu bewahren.

Angola erschien wahrhaftig ideal fuer eine juedische Ansiedlung wegen des Fehlens jeglichen Antisemitismus seiner Regierung.

Auf einer Flaeche von 1 246 700 Quadratkilometern lebten nur 3 343 500 Personen, davon 30.000 Weisse und 13.00 Mischlinge.

Dieser demographische Aspekt war fuer viele Staatsfunktionaere ein Ablehnungsgrund.

Letztlich verhinderte eine Einwanderung Fremder auch der Staatsplan fuer die Kolonien.
Der Staatsplan "Acto Colonial" von 1930 enthaelt ausdruecklich in seinen "Allgemeinen Garantien" die Mission des Staates Portugal das "Christentum zu verbreiten".

------- Ende der Uebersetzung ------

Sehr verehrter Leser,
wer ist nicht erschuettert, sprachlos und mit Trauer erfuellt, der diesen Bericht gelesen hat ?

Aber wenn wir in die Zukunft schauen, und Frieden wollen, damit es nur noch lachende Kinder und gesunde Menschen gibt, die sich nicht in die Luft sprengen wollen, um sich und eine moeglichst grosse Anzahl Unschuldiger mit in den Tod zu reissen, dann muessen wir, so glaube ich, neue Wege und Loesungen suchen.

Auch Afrika braucht starke Partner und nicht bloss Glaeubiger, Waffenhaendler und Samariter.

Ich bitte darum, diese Gedanken unserer Vaeter fuer Israel heute auch fuer unsere Mitmenschen aus Palaestina neu zu bedenken und abzuwaegen.

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