Samstag, 3. September 2005

Tote und lebendige Materie. Gibt es einen Unterschied ?

Ein von mir hochgeschaetzter Leser, Varzil von KORIANDER hat mir neulich eine interessante Antwort zukommen lassen auf meine unlaengst aufgestellte Behauptung: "Auch Steine haben eine Seele"

Zitat:
Hier geht ja wohl was durcheinander: "belebte und unbelebte Materie."
Das, was man landl¿ufig unter "Willen" versteht, ist untrennbar mit einem Bewu¿tsein seiner Existenz verkn¿pft - ein Regenwurm, eine Ameise, eine Tomate "will" nicht irgendetwas, sie "tun" bzw. sie arbeiten ihr "Programm" ab.

Hierauf moechte ich hoeflich antworten:

Es kann nur eine Materie geben.
Es kann ja auch nur einen Gott geben.
Beides Sein ist unendlich, allumfassend, ein Chaos, bestehend aus Materie und Antimaterie, aus Leben und Tod, aus Liebe und Strafe, aus Gott und Teufel in einer Gestalt, Sein und Nichtsein zur gleichen Zeit.

Nehmen wir ein Beispiel aus meinem Arbeitsleben: Glas.

Glas ist -bei naeherem Hinsehen- eine erstarrte Fluessigkeit (sog.Schmelze)
Quelle: Wikipedia zu Glas
Das Problem ist nur man "sieht" es freilich nicht !

Ebenso erklaert sich die Frage nach "Leben".
Ein Stein ist "erstarrtes Leben".
Gleich wie ein Stein aus den selben Primfaktoren besteht wie Du und ich, also mit uns im wahrsten Sinne des Wortes verwandt ist, so muss der Stein gleichermassen wie wir einen Willen besitzen.
Einen unendlich erstarrten Willen.

Eine Amoebe oder die benannte Ameise haben sich von dieser Erstarrtheit ein klein wenig befreit.
Was uns wie "Instinkt" vorkommt scheint mir das Ergebnis einer langen Entwicklung zu sein:
Die Steine lernten, sich nicht nur nach den Gesetzen der Gravitaet auszurichten.

In dieser biologischen Kette steht der Mensch vermutlich ziemlich weit oben, obschon er viele Farben, Gerueche, Naturschauspiele nicht wahrnehmen kann wie Schmetterlinge, Elefanten oder Zugvoegel.

Selbst unter den Menschen finden sich Unterschiede.
Nicht nur in Allergiesensibilitaet, sondern auch in kuenstlerischer Veranlagung oder sog. Begabungen.

Ob wir dabei nur ein Spielball unserer Gene sind kann ich selbst momentan nicht beantworten.

Vielleicht stehen diese Gene als Wesen noch auf einem hoeheren Niveau, gaben sich Gestalt, naemlich in Form menschlicher Koerper, Seelenkraefte und vielleicht haben wir zunaechst unseren "freien Willen" den Genen zu verdanken.

Es erscheint mir logisch zu sagen, an unendlich hoechster Stelle steht ein Gott.
Ich kann ihn nicht sehen, begreifen und selbst Ihm einen Namen zu geben oder ein Bild, halte ich fuer eine -freilich entschuldbare- Anmassung einiger Menschenkinder.

Sieht man einen Baum, sollte man sich bewusst sein, einen entfernten Verwandten vor sich zu sehen.
Haelt man den Naturvoelkern vor, sie wuerden "Baeume anbeten" ist dieser Vorwurf boeswillig und gehaessig.

Ich lasse ja auch nicht zu, dass man einem Katholiken vorwirft, er wuerde eine Puppe anbeten, die an einem Kleiderbuegel haengt.

Hier muessen wir bei aller Liebe zur Philosophie und Naturwissenschaft den Menschen in seiner persoenlichen Ueberzeugung respektieren.

Und es gibt keinen Unterschied.
Sein und Nichtsein ist daselbe.

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