Sonntag, 31. Juli 2005

Schrempp und das Maerchen von den vernichteten 50 Milliarden

Man wundert sich immerwieder mit welchen Schlagzeilen hierzulande Stimmung gemacht wird.

Da wird Schrempp als Industrieboss beschrieben, der verschlafen, vernichtet und sich selber von seiner Sekretaerin vernaschen und beherrschen lassen hat.

Jetzt wollen wir mal fragen:
Was ist denn eigentlich die Aufgabe eines Vorstandes eines Aktienkonzerns vom Kaliber Mercedes, VW, Telekom, Allianz usw. ?

Die Gefahr ist nun enorm, dass man glaubt, man muesse sich so einen Vorstand als "Unternehmer" vorstellen, als "Patriarch" und eigenverantwortlichen Kaufmann seines Betriebes, ein Heerfuehrer, Feldherr, Stratege auf den internationalen Maerkten und Bastler, Tueftler, zugleich Richter und Kumpel seiner Weggefaehrten daheim in den Werkstaetten und Schmieden "seines" Unternehmens.

Tatsaechlich schaffen Leute mit "Unternehmergeist" in Aktiengesellschaft allenfalls den Aufstieg zum Abteilungsleiter und bekommen dort den ersten steifen Gegenwind der Wirklichkeit zu schmecken.
Leute mit so einer "nervoesen Veranlagung" werden schnellstens weggelobt, zumeist auf staendige Kongresse ins ferne Ausland, bis er sein Gemuet beruhigt hat oder frustriert ausscheidet.

Auf der Abteilungsleiterebene bereits haben "Tatmenschen" keine Freunde und keinen Platz.
Auf Direktorenebene sucht man sie vergebens.

Nicht "handeln" ist verlangt, sondern "anpassen" die Losung fuer die persoenliche Karriere, nicht "veraendern" sondern "schoenreden", nicht "entscheiden" sondern "vertagen" bzw. "aussitzen,zerreden".

Der Direktor einer Aktiengesellschaft orientiert sich naemlich nicht am "Markt" mit seinen potentiellen Kunden, der Wohlstand und die Zufriedenheit seiner Arbeiter hat ihn ebenso nicht zu interessieren, das Wohlergehen eines Staates, der Weltfrieden gehen ihn nichts an.

Alles was einen Direktor und insbesondere einen Vorstand zu interessieren hat, sind die Interessen seiner persoenlichen "Auftraggeber".

Schrempp arbeitet allein und ausschliesslich im Auftrag der Banken, als ihr Erfuellungsgehilfe.

Schrempps Stelle als Vorstand muss man daher besserverstaendlich als "Oberster Verwaltungsinspektor" bezeichnen.

Die obersten Interessen einer Bank sind dabei nicht etwa der Werterhalt der "eigenen" Aktienanteile" oder die Fuersorge derjenigen Aktieninhaber, deren "Stimmrecht" man verwaltet, sondern vordringlich die Wuensche und die Befehle der eigenen Anleger, die Eigentuemer der Banken, die eigenen Auftraggeber, wenn man sich Bankenvorstand nennen moechte.

Und eine Bank verdient ihr Geld mit Finanzdienstleistungen.

Darum muss so ein Sommer oder Schrempp den ganzen Tag darueber nachdenken, wie er auf Grundlage der tatsaechlichen Vermoegenslage irgendwelche Werte herbeizaubern kann, welche die Banken rechtlich einwandfrei zur "Plazierung" weiterer Aktien schoenloben und an ahnungslose Kleinbuerger als "Sicherheit fuers Leben" verkaufen koennen.
Und das muss moeglichst schnell geschehen.

Es ist dabei vollkommen nebensaechlich, ob die Aktien steigen oder fallen, weil
- man die (geheimen) Entscheidungen kennt und verwenden darf
- am Kauf UND Verkauf von moeglichst vielen Aktien,
- an der Beleihung dieser Falschaktien spaeter
- an den Ruecklagen, die man mit solchen Luftpapieren konstruieren kann, zur Geldschoepfung fuer weitere Kredite
unermesslich vielfach eigenen Honig saugen kann.

Schrempps Leistung war es eben, 50 Milliarden herbeigezaubert zu haben.

50 Milliarden Falschaktien weil man ja auch von Falschgeld spricht, selbst wenn es aus der Originaldruckerei kommt und betruegerisch erschwindelt wurde, um es in Umlauf zu bringen.

Dafuer hat Schrempp 80 Millionen Erfolgspraemie verdient.

Der deutsche Aussenminister, der jetzt Traenen der Wut vergiesst und auf seinen Kollegen Schrempp schimpft, denn die beiden ziehen an einem Strang, hat fuer eine solche Schauspielerei auch was verdient:

Einen heftigen Fusstritt !

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