Samstag, 25. Juni 2005

Spanien im Jahr 711. Eine Krise wie Europa 2005. Damals kamen die Araber als Retter und Befreier.

Wer glaubt, ein Politiker -egal ob rechts,links oben oder unten oder sagen wir: schwarz,braun, rot,gelb oder gruen- wer also glaubt, es kaeme auf die Farbe oder die Himmelsrichtung eines Parteibuches an, auf ein politisches Manifest oder Programm, hat vermutlich Pech.
So wird er niemals kraft seiner demokratischen Wahlstimme irgendetwas bewegen, veraendern und schon garnicht verbessern koennen.

Wer zudem denen glaubt, die predigen, es kaeme nie und nimmer und keineswegs auf Regierungsdekrete und Geldsysteme an, Freihandel und freier Wettbewerb sei das einzig seligmanchende Konzept auf Erden, um Wohlstand fuer alle und Frieden zu sichern, wer diesen Predigern glaubt, ist ehrlich zu bedauern.

Glueck fuer uns, wir koennen genau sehen, was damals im heutigen Spanien/Portugal passierte und daraus lernen, "was eine Wirtschaft zusammenhaelt"

Kurz und knapp:
Am Anfang gab´s die Roemer, die bauten Strassen, Staedte und Kanaele. Es gab Eigentum, Recht und Ordnung. Besonders effektiv waren die Latifundien, grosse Bauernhoefe. Die Roemer nutzten die Iberische Halbinsel wie eine Bananenrepublik: Es galt ihnen allein, viel Gold und Getreide nach Rom zu schaffen.

Als die Roemer ihre Herrschaft verloren, brach der Export zusammen, wer etwas produzierte, blieb auf seinen Waren sitzen. Eine Pleitewelle liess die Bevoelkerung veramen. Eine Binnennachfrage gab es nicht (wie heutzutage).

Das nutzte die Kirche und holte die Westgoten ins Land, Dummkoepfe koennte man sagen, die nur den Zweck zu erfuellen hatten, mit Waffen das Volk zur Zwangsarbeit anzuhalten.
Denn wer von seinen "Schulden befreit" werden wollte, wie die Priester versprachen, musste zuvor sein Land der Kirche schenken.
Und gegen die Juden wurde gehetzt und der Antisemitismus war so gross, dass man sie mit Gewalt zu unterjochen trachtete:
Gesetz der Westgoten zur Zwangstaufe

Die ehemals roemischen Sklaven kamen vom Regen in die Traufe: jetzt wurden sie Leibeigene.
Es gab ueberall Revolten, das Volk verstand nicht, weshalb man ploetzlich arm war, rechtlos, und vorallem allein auf sich gestellt.

Die einzigen Menschen, denen es besser ging, waren die Juden. Nur sie verstanden den Grund der anhaltenden Wirtschaftskrise: Es fehlte Geld im Umlauf.
Also exportierten sie Waren nach Arabien und brachten Gold, den Kaufpreis, ins Land.
Alle anderen tauschten z.B.Land gegen Schafe,also immer im Tausch, wie zur Steinzeit.
Was die Kirche an Landbesitz nicht gepfaendet hatte oder als Stiftung empfangen, kam ihr auf diese Weise in den Schoss gefallen.
Aber ein Kloster, eine Kirche, nimmt nicht am Wirtschaftsleben teil. Wenn ein Kloster Gold/Geld in Haenden haelt, wird es nach Rom geschickt, oder damals nach Cluny, oder sinnlos verprasst.
Die Not der Menschen interessiert sie wenig.

Als die Araber und ihre Berber das iberische Land ueberfielen, eigentlich nur um eine "Razzia" zu machen (also einen "Ueberfall zum Beutemachen") da fiel ihnen auf, wie elendig es den Menschen ging.

Wo sie das Land eroberten wurde die Kirche ihrer Gueter beraubt, das Land unter die arbeitende Bevoelkerung aufgeteilt. Alle Bauern erhielten ein Recht auf Arbeit. Wer arbeitete, als Sklave oder Schuldner, konnte sich freikaufen, besass einen einklagbaren Anspruch. Wer Investitionen brauchte, suchte sich einen "Geschaeftspartner", denn Kredite mit Zins waren verboten.
Augenblicklich explodierte foermlich Arbeit und Reichtum der gesamten Bevoelkerung.

Die Araber befreiten auch die juedischen Geschaeftsleute von Zwang und Unterdreueckung. Der aufbluehende Handel mit Arabien brachte Gold aus dem Sudan nach Spanien, als Geld, und blieb im Land !
Spaniens Reichtum war das Ergebnis der Binnennachfrage und des Vorhandenseins von Geld(Goldmuenzen).

Kein Wunder: die Araber eroberten das Land in nur 3 Jahren, jeder wollte am Aufschwung teilhaben. Sogar viele Westgoten, allerdings nur wegen der erlaubten Vielweiberei. Der notleidenden Bevoelkerung konnte die Befreiung garnicht schnell genug geschehen.
Das ist das Geheimnis der schnellen arabischen Eroberung mit gerade mal 30.000 Soldaten.

Als die Katholiken das Land spaeter "zurueckeroberten" fing das gleiche Spiel wie nach der Roemerzeit von vorne an.
Kein Geld im Umlauf, alles verbraten, Vorraete, die keiner kaufen konnte, Schulden und Zinsknechtschaft in Folge, Arbeitslosigkeit, Pleitewelle, Feudalismus.
Ende der Poesie, der Koerperwaesche, Sauberkeit, Wissenschaft, Kunst, Schule, Technik, kurzum: Ende der Lebensfreude.

Und Antonius von Padua (eigentlich von Lissabon) lief durchs Land und wurde beliebt, weil er von Schuldenerlass predigte und davon, die Schuldner nicht auch noch mit Gefaengnis (Fussfesseln wuerden wir heute sagen) zu bestrafen.
Ein Heiliger ?
Dass ich nicht lache !
Das Problem hat er nicht einmal erkannt, geschweige denn geloest (wie Lafontaine heute )

Was lernen wir daraus ?
Wir brauchen ein Geldsystem in den Haenden von faehigen Fachleuten.
Die "Demokratie" hat sich mit dem Mangel an Kenntnissen, was wirklich Wohlstand und Frieden bringt, schon laengst ihr eigenes Grab geschaufelt.
Ludwig Erhard ist lange tot, seine Mahnungen ("Masshalten !") vergessen, seine Kenntnisse und Faehigkeiten sogar verpoent. (Salazar, der ebenbuertige portugiesische Buchhalter, gilt als "Diktator")

Der "Euro" wird als Witz in die Geschichte eingehen.
Er hat Luftschloesser, Illusionen, einen auf Schulden gebauten Flittereichtum und Werte vorgegaukelt, wo in Wahrheit Bauruinen, Rechtlosigkeit, und galoppierende Erwerbslosigkeit Not, Kummer und Armut sich ausbreiteten.

Er wird hoffentlich bald von einem System abgeloest, wo Privatbanken die Aufsicht und Alleinherrschaft innehaben.
Dieses neue System wird auf Silber oder Gold aufgebaut sein.
Wer kein Gold angespart hat, wird sich in Zukunft keine Importe leisten koennen.

Haette er frueher mal die Gesetze die Fallstricke des ungezuegelten Welthandels studiert !



Zum Nachlesen:
Die Mauren in Spanien (Siegrid Schmeer

Islamic and Christian Spain (Thomas Glick)

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