Freitag, 17. Juni 2005

Patriarch Li und seine fehlenden Kenntnisse der chinesischen Kultur

Der 57jaehriger chinesische "Patriarch" Li sagt, er gibt der "Europaeischen Kultur keine Zukunft".
Quelle: DIE ZEIT

Herr Li denkt, dass "Unternehmergeist, Zielstrebigkeit, Leidensbereitschaft" typisch asiatische, chinesische Charaktereigenschaften sind.

Da hat Herr Li aber falsch gedacht.

Zunaechst einmal gibt es keine "Europaeische Kultur" allenfalls "Kulturen in Europa".

Das Denken wurde in Griechenland und in der heutigen Tuerkei erfunden.
Dann von der Kirche verboten, was mit der Schliessung von "Schulen" besiegelt wurde.
Den Arabern danken wir die Ueberlieferung.

Denken koennen die Chinesen genausogut, wobei ihnen die Zeichenschrift zweifelsohne zuhilfe kam, denn wer dumm war und kein Merkhirn besass wurde ausgegrenzt.

Aber Herr Li spricht ja vom Unternehmergeist !

Das macht die ganze Sache interessant.
Denn dieser "Geist" ist tatsaechlich eine wunderliche Kraft.
Und was haben Luther und Kant so entscheidenes gelehrt ? Eben diese Kraft in sich selber zu entdecken, zu entfalten und sodann in Taten umzusetzen !

Der "Geist" in Asien ist aber ein anderer.
Hier achtet man peinlichst genau darauf, nur dort sein Glueck zu versuchen, wo am Platze irgendein "Waechtergeist", in dessen Eigentum der Boden mit seinem Ertrag steht, schon einmal Gesundheit und Wohlstand einem anderen Menschenkind gewaehrt hat.

Der Unternehmergeist eines Nordeuropaers, der im Geiste Kants und Luthers erzogen ist, bewirkt ein konstruktives Handeln.
Der Asiate infolge seiner eigenen Erziehung benutzt seinen Kopf, um die Verhaengisgeister um ihn herum zu betrachten und zu studieren, er ist im Gegensatz zu Europaeern kontemplativ und niemals innovativ.

Die "Zielstrebigkeit" von der Herr Li so ruehmend spricht, ist selbst in Europa unter den Kulturen grundlegend verschieden.
Fuer einen Katholiken ist Zielstrebigkeit immer auf eine Erloesung durch Gottes Gnaden gerichtet, immer eine Rueckwendung zum Paradies, das verloren in der Vergangenheit liegt.

Fuer Luther und Kant bedeutete Zielstrebigkeit: Lernen, Selberlesen, Selberhandeln, Selberurteilen.

Fuer einen Asiaten, hingegen, ist Zielstrebigkeit immer auf Harmonie gerichtet, auf ein Enthobensein von taeglichen Sorgen und Aengsten.
Mit einer solchen Passivitaet koennen chinesische Tyrannen den Bau einer Grossmauer befehlen, einer Industrialisierung, als mit "industria", ist sie eher stoerend und abtraeglich.
Ein Asiate mag sein Handwerk bestens beherrschen, ist geschickt, weil er sich nicht aufregt oder nervoes wird wie Eurpoaeer, aber eine Entscheidung zu treffen verbietet ihm sein Denken und Fuehlen.

Herr Li gibt auch ein falsches Bild asiatischer Leidensfaehigkeit. Hass, Neid, Missgunst wueten innerhalb asiatischer Familien staerker als in Europa, nur verdeckt hinter einem Laecheln verborgen.
Der Asiate wuerde niemals einen solchen katholischen Unsinn wie Selbstgeisselung ueber sich ergehen lassen oder daran eine Sado-Maso Freude empfinden wie unzaehlige "Heilige" des katholischen Europas !
Im Gegenteil:
Die Lehren Buddhas sind auf eine Ueberwindung dieser Leiden gerichtet, ebenso wie Epiktet uns die Kunst lehrte, mit gesundem und positivem Herzen die Welt und uns selbst mit allen Beduerfnissen positiv anzunehmen.

Kurzum: Mr. Li redet Unsinn.
Ich bin ihm aber nicht boese.
Denn "Patriarchen" gibt es ueberhaupt nicht in Asien, insofern sind seine Bemerkungen unerheblich.

Mr Li ist wie jeder andere Chinese auch in seinem sozialen Netz unveraenderbar eingebunden.
Wer sein Denken und Sagen "beherrscht", fuer seine Ehrenhaftigkeit und Kreditfaehigkeit buergt, ist irgendeine kleinwuechsige weise Person, die in einer Holzhuette in aermster althergebrachter Laendlichkeit ein stilles, beschauliches beneidenswert friedliches Leben fuehrt.

Um diese Respektsperson beneide ich Herrn Li aufrichtig.
Im Westen fehlt eine Kultur des Respektierens.
Ansonsten empfehle ich Hernn Li, seine Kinder auf eine europaeische, nichtkatholische Schule in einem nichtsozialistischem Land zu schicken.

Denn alles ist nur eine Frage der Schule.
Sorry, Herr v. Goethe, Sie taeuschten sich:
Am Anfang steht immer das Wort !

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