Sonntag, 12. Juni 2005

Wann ist ein Volk arm, wann eine Familie ?

Begleiten wir einmal in Gedanken einen Staatsmann und einen Familienvater bei ihrer Arbeit.

Nehmen wir mal an, dass der Staatsmann und der Familienvater in einem Land, in einem Staat leben, welcher keine Rohstoffe und Energiequellen besitzt, wo der Granitboden und die sommerliche Hitze keine leichte sorgenfreie Landwirtschaft erlaubt.

Mit handwerklichem Geschick bauen sich die Vaeter Haeuser indem sie Steine aufeinanderschlichten und mit Stroh das Dach bedecken.

Fruehmorgens beginnt das Tagwerk.
Es muessen Wassergraeben ausgehoben, Unkraut geharkt und kleines Ackerland, zerstueckelt in Parzellen oder Haengen gelegen, gepfluegt und bestellt und abgeerntet werden.
Die Kinder sammeln Eicheln , hueten Gaense, die groesseren Kinder Ziegen oder sogar die Kuehe auf den kleinen Weideflaechen. Dort waechst Mais fuer das Vieh und Getreide und Wein fuer die Familie.
Daheim wird der Mais gemahlen, das Fleisch im Rauchfang getrocknet, der Wein im Keller gekeltert.

Ackergaeule kann der Bauer sich nicht leisten, denn Pferde arbeiten nicht mit leerem Magen. Wohl aber Kuehe. Und ein paar Knechte hat der Bauer auch, kraeftig an Wuchs, robust und fleissig, aber es sind jemand, die andere Laender Europas in Heime und Sonderschulen schicken.

Das Land, das er bestellt, hat der Bauer von seinen Vaetern geerbt.
Der Staatsmann sorgt wie es seine Aufgabe ist fuer sichere Landesgrenzen zu den Nachbarn.

Wenn der Bauer oder der Staatsmann Schulden machen, dann immer in einer Waehrung, die man eigenhaendig selbst fabrizieren kann: Wein, Oliven, Mais, leider auch oftmals die eigenen Kinder (also Soldaten) und Rohstoffe, die man selbst technisch weder gebrauchen noch verarbeiten kann.

Der Vater sagt zu seiner Frau:
"ich will hinterm Hof Kiefern pflanzen.
Wenn unsere Soehne erwachsen sind, werde ich mit ihnen die ausgewachsenen Baeume faellen und jedem Kind einen Dachstuhl bauen."

Die Soehne erhalten so vom Vater eine Hausbaugarantie. Die ganze Familie funktioniert wie eine Bausparkasse.
Der Vater sichert sich selbst seinen Unterhalt im Rentenalter, mit Erziehung und Schulung seiner Soehne.

Der Staatsmann sagt zu seinem Volk:
"ich will Strassen bauen, Unternehmer ins Land holen, Schulen und Fabriken bauen, Krankenhaeuser und Staudaemme.
Wenn unsere Soehne erwachsen sind, zu rechtschaffenen, fleissigen und treuen Mitbuergern erzogen, werden sie Fabriken vorfinden und Energie, bei Krankheit und Unfall versorgt, und selbst eine weitere Generation aufziehen koennen."

Die Soehne erhalten eine Erwerbstaetigkeitsgarantie.
Der Staat sichert seinen Haushalt, das heisst zunaechst mal die Schulden fuer Baumassnahmen, durch die Schaffenskraft bzw. zu erwartenden Leistungen seiner Soehne.

Schulden, Verschuldung immer nur so, dass man selbst fuer die Erschaffung, Beibringung der geschuldeten Werte sorgen kann.

Das ist Reichtum, anfangs ein klitzekleiner aber ein stetig wachsender.

Jetzt passiert eine Revolution, alles wird "zurueckgedreht", revolutioniert.
Das Land, das Haus, das Saatgut im Speicher wird vom Staatsmann und vom Bauern verpfaendet.
Staat und Bauer verschulden sich.
Beide erhalten "GELD" dafuer, und versprechen "GELD" zurueckzuzahlen.
Saus und Braus allenthalben.
Endlich freisein und reich und persoenliche Interessen geniessen !!

Die Soehne studieren jetzt Sozialpsychologie auf einer Universitaet - wie man die Kuehe des Vaters melkt, halten sie fuer eine wert- und bedeutungslose Arbeit eines Knechtgesellen.
Die Betriebswirte, die "Berater" werden wollen, um sich ja nicht bloss irgendwo die Haende zu verschmutzen, koennen es anhand von Bilanzrechnungen beweisen:
Frueher hat man ohnehin unrentabel gewirtschaftet.
Doof ist man gewesen...

Viel lieber als auf Hof und Feld planen die Soehne des Bauern im Ministerium fuer Landwirtschaft, neben dem sozialdemokratischen Staatsmann (den die Revolution an die Macht gespuelt hat ) sitzend, wichtig tuend, und ungemein erhaben zu schalten und zu walten wobei jegliche Verantwortung auf nimmerwiedrsehen delegierierend weit weggeschoben wird wofuer man fuerstliche Bezuege beansprucht.

Das ist Armut, erst eine klitzekleine aber eine stetig wachsende.


PS: In Portugal kommen auf 4 Bauern - 1 Funktionaer im Agrarministerium

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