Freitag, 2. Juni 2006

Mortera vs. Neues Testament

Eine besonders perfide Verlockung der Inquisitoren in Portugal war, den juedischen Soehnen als Dankeschoen fuer ihre Taufe einen Teil ihres kuenftigen Erbanspruchs gegen Ihre Vaeter und Familienmitglieder schon zu deren Lebzeiten zuzugestehen und einklagbar zu machen.

Aus solchen und anderen Beweggruenden hatte die Inquisition willfaehrige Helfershelfer rekrutiert, die nicht nur als Spione, Anklaeger und Zeugen ihr Unwesen trieben, sondern auch den juedischen Soehnen und Toechtern versuchten,mit religioesen Antworten Sand in die Augen zu streuen.

(Aus dieser Erfahrung heraus ist auch zu verstehen, dass Rabbi Mortera ueber seinen Schueler Spinoza entsetzt war, als dieser begann, das von ihm Erlernte gegen die eigenen juedischen Gesetzte anzuwenden.)

Die Unterweisung der sefardischen Jugend aus Portugal in Amsterdam, nicht etwa die Missionierung allzu halsstarriger Calvinisten weg vom Neuen Testament- so eine Missionierung erscheint mir unschluessig- liess kurz vor seinem Tod Saul Levi Mortera hoechstselbst zur Feder greifen und in ihm fremder portugiesischer Sprache schreiben.

Lesen wir:
(es geht um die offensichtlich klar einleuchtende Wahrheit des Glaubens und der Kirche..)

"Ich weiss nicht was das fuer eine Klarheit ist, wo doch alles im Dunkeln liegt.
Und wenn etwas ans Tageslicht kommt, dann lernt man kennen wie sie wirklich sind, so wie es jener heiligen Nonne aus Lissabon erging, die alle Welt ueber sich selbst und ihre Wunder beschwindelte, dass sogar Philipp II ihr auftrug, die Koenigliche Standarte der Flotte zu segnen bevor sie gegen England auslief, und am Erfolg zeigte sich ihre Heiligkeit [Anm.: Die Flotte verpasste saemtliche gluecklichen Chancen und wurde schliesslich von den Englaendern besiegt]
Klosterbruder Luis Granada schrieb ein Buch ueber sein Leben und seine Wunder und er starb an der Strafe, als seine Taeuschungen zu Ende gingen und der Inquisition bekannt wurden.
Soeben ist Nonne Careão von der Inquisition gefangen genommen worden, die einmal den Koenig Spaniens besuchte wegen ihrer beruehmten Wunder.
Falls diese beiden oder jemand Ihresgleichen gestorben waeren noch vor den Untersuchungen, haette man sie zu Heiligen erklaert mit Gotteshaeusern und Altaeren, obwohl sie eigntlich gottlos waren.
Das gleiche laesst sich sagen ueber alle, die ein Leben lang bis in den Tod an sie glauben.
Und weil es sich um Wunder handelt, lassen sich dicke Buecher schreiben ueber solcherlei Betruegereien.
Man sehe nur, was die Reformierten hierueber schreiben, welche schon mal katholisch waren und Heilige hatten und Wunder und als sie sich trennten, entdeckten sie selber was alles war.


Ich danke Herman P. Salomon fuer seine Veroeffentlichungen:
Saul Levi Mortera OPUS MAGNUM
Rabbi Mortera ON CHARLATANS

Der Aberglauben sitzt den Portugiesen noch heute wie eine Realitaet im Nacken und wird leibhaftig gefuehlt und erlebt.

Wehe dem, der solche Hirngespinste anzugreifen versucht !
Lieber schuftet das Volk und laeuft sich die Fuesse wund.
Wer einmal in Fatima war ist fassungslos.
Daran laesst sich noch heute der Schrecken abmessen, den einst die Inquisition der Volksseele verpasste, geradezu einpflanzte !

Und der (Titular-)Patriarch Lissabons wacht mit finsterer Mine....

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