Weil sich ein Europa Parlamentarier, der Jaroslaw Kaczynsky, fuer seine polnische Heimat u.a. einen Salazar gewuenscht hat, nehme ich den Todestag heute im Jahr 1970 von Antonio de Oliveira Salazar (1889 - 1970) zum Anlass, meinen werten Lesern, diesen Mann und seine Zeit einmal naeherzubringen.
Von unten betrachtet, aus Sicht eines in Portugal lebenden Beobachters.
Der Name "OLIVEIRA" heisst zu deutsch: OLIVENBAUM und ist desbalb ein typischer Name eines Portugiesen.
Berufsnamen wie im Deutschen , z.B. Fischer, Bauer, Koehler, gibt es in Portugal nicht, weil in Portugal seit jeher Arbeit und Arbeitersein verpoent war und man sich nach seiner Herkunft, z.B. Eisenerzfeld (Ferreira), Birnbaum (Perreira), Santos (Heiligenstatue), Cruz (Wegkreuz) nennt/nannte.
Der Name "SALAZAR" kommt aus dem Namen: SAINT LAZARUS und ist deshalb (eigentlich) ein typischer Name eines katholischen Heiligen, wie sich ihn Juden zulegten, wenn sie vor Nachstellungen bzw. Verfolgungen der spanisch/portugiesischen Inquisition die Taufe waehlten , um ihr Leben zu retten.
Der Lebensweg von Salazar ist geradezu unglaublich, wenn man sich die Abgeschiedenheit seines Heimatdorfes Santa Comba Dao vorstellt, die Rueckstaendigkeit des port. Bildungswesens, des Denkens, die Armut und Hilfslosigkeit der portugiesischen Bevoelkerung auf dem Land, ebenso die Not und Bescheidenheit seiner Eltern, nicht zuletzt wegen der Rueckstaendig von Ackerbau und Viehzucht:
Die Bevorzugung des Weinbaus zu Gunsten englischer Handelshaeuser und Handelsvertraege, welche eine eigene Entwicklung von Gewerbebetrieben durch Billigimporte aus England erstickt weil verboten hatten, hat einen nachhaltigen Einfluss auf das chronische Haushaltsdefizit Portugals ausgeuebt.
Geburtshaus von Oliveira Salazar
Eigentlich wollte auch Salazar zunaechst nur katholischer Priester werden.
Fuer einen begabten, leistungswilligen jungen Bauern-/Arbeitersohn ist auch heute noch in Portugal ein gesellschaftlicher Aufstieg unmoeglich d.h. in der hier herrschenden "byzantinischen Hierarchie" auf Aemtern und in Bueros den Mitgliedern alteingesessener Familien vorbehalten.
Die Demokratisierung Portugals nach 1974, nach jener Nelkenrevolution des 25. April, hat zwar die Anzahl der Privilegierten um das Heer ehemaliger Anti-Faschisten und Gewerkschafts Guenstlingen erweitert, jedoch das undemokratische feudalistische Prinzip beibehalten.
Einzige Ausnahme:
eine Karriere in Kirche und in kirchlichen Bewegungen (z.B. OPUS DEI).
Wichtige Privatbanken mit ihren Verflechtungen in Industrie und Politik rekrutieren ihre Fuehrungskraefte nahezu ausnahmslos im Opus Dei.
Waere Salazar ein Mann des Opus Dei geworden, oder ein Jesuit, ein Bischof, waere er vielleicht ob seiner Intelligenz und (patriarchisch autoritaeren) Fuehrungsqualitaet zum Papst gewaehlt worden, und sein Name heute eine Heiligkeit auf Heiligenbildchen.
Waere Salazar ein Kommunist geworden, ein redegewandter Demagoge, stalinisitischer Hassprediger, sein Name schmueckte heute viele Plaetze in den Grossstaedten Europas, in den Fakultaeten und Schulbuechern.
Waere Salazar ein Lobbyist geworden, ein Fuersprecher in Portugal der 30er Jahre einer Weltbank, eines internationalen Industriekartells, oder einer US-Stiftung, so waere sein Name heute ein Inbegriff von Vernunft und Hochachtung, ein Friedensapostel, unvergessener Menschenfreund.
In jedem Fall haette Salazar seinen Lebensweg gemeistert, haette Wohlstand und Ansehen erlangt und seinen Dienstherren grosse Dienste erwiesen.
Stattdessen war es Salazars Anliegen, aus seinem Portugal ein gleichberechtigtes und gleichwertiges Mitglied der Staatengemeinschaft zu machen. Sein persoenlicher Reichtum war ihm hierbei egal.
Portugal Besonderheit war der Verbund vieler Staaten unterschiedlichster Lage und Eigenheit und das Zusammenleben unter einem Dach.
Salazars Anliegen zeigt dieses Bild in Schulbuechern:
Salazar war mitnichten ein Verfechter von sklavischer Unterordnung von Andersglaeubigen (er wurde deshalb nicht Priester), Enteignung von Bauern und Eigentum (er wurde kein Kommunist), Unterordnung von "volksfremden Rassen" (er wurde kein Nazi), oder Vorkaempfer fuer die Verschuldung durch Chaosmanagement in portugiesischen Laendern Afrikas oder Ost-Timor(er wurde kein Oel-/Diamanten-/Rohstofflobbyist oder Waffenindustrie-/Bankenberarter).
Man stelle sich nur einmal die Lage Portugals vor zur Zeit als Salazar sich als Jurastudent einschrieb:
Meine werten Leser moegen folgendes bedenken:
Wir schreiben das Jahr 1911.
-Portugal kennt kein Buergertum, keine Staende, keine Handwerker mit ihren Lehren, Standesordnungen, Selbstverwaltungen.
-Portugals Landwirtschaft beschraenkt sich auf Subsistenzbetriebe in der Groesse von erweiterten Schrebergaerten. Der Boden ist karg, die Ertraege bescheiden. Es fehlen zudem Bewaesserungskanaele und technische Hilfsmittel. Portugal ist auch heute noch nicht autark.
-Das Hinterland Portugals hat keine Strassen, keine Wege nur Trampelpfade aus roemischer Zeit.
-Portugal hat keine Kohle/Wasserenergie und ohne Kohle keine Industrialisierung.
-Portugal hat keinen "Grosshandel" und ohne Grosshaendler kann ein Fabrikant nicht planen, finanzieren und produzieren..
-Portugal hat keine Schulen und keine Lehrer und keine Tradition des Lernens. (Noch heute verlassen etwa 50 % aller Schueler die Hauptschule (!) ohne Abschluss )
-Portugal ist urkatholisch, d.h. es gab keine Reformation und keine heilsame Gegenreformation, keinen Luther (der zum Selberlesen aufruft) und keinen Kant (der zum Selberbeurteilen aufruft), keinen Napoleon (der die Inquisition abschafft).
Portugal ist England, vorallem der Baringsbank, heillos verschuldet.
-Weltkrieg, Arbeitslose, Buergerkrieg beim Nachbarn, Revolutionen in aller Welt.....
-Der Portugiese kennt kein "Miteinander" ist hagestolzer unverbesserlicher Individualist, der Staat ist sein Feind.
Noch heute findet die Seele des Portugiesen nur im Fussball ein zuhause, in Fatima, und beim Anhoeren und Mitsingen des Fado.
-Der Portugiese liebt Utopien und Illusionen.
Vernunft und berechndes Kalkuel empfindet er als hartherzig, irrwegig, unsympatisch kurzum: er lehnt Vernunft ab.
Wer deshalb in seinem moralischen Urteil den Salazar und sein Handeln mit demjenigen eines Adolf Hitler vergleicht oder gar gleichsetzt, oder mit einem Mussolini und Oliveira Salazar einen "Faschisten" nennt, ist entweder boeswillig oder unzureichend informiert.
Selbst mit Ludwig Erhard, obschon Salazar wie Erhard Wirtschaftsprofessor war, laesst sich Salazar nicht vergleichen, denn im Vergleich zu Deutschland, wo (bloss) die Industriegebaeude und -maschinen zu (bloss) 25 % zerstoert waren, hat es in Portugal nur Arbeiter gegeben, die weder lesen und schreiben konnten, und diejenigen, die lesen konnten, hatten keine weiterfuehrenden Lehrbuecher, und diejenigen die dilettantisch -weil ohne Ausbildung zwar- aber immerhin sich zu behelfen wussten, wollten nicht diszipliniert wie Sklaven arbeiten.
Ein andere Aufgabe Salazars lag in der Verwaltung des friedlichen Zusammenlebens der zahlreichen afrikanischen Voelker, unabhaengiger miteinander seit jeher verfeindeter Etnien und Sprachfamilien in den sog. Kolonien Portugals in Afrika, was die Portugiesen ihre "ueberseeischen Provinzen" nannten.
Die heutigen Waffenlieferanten und Kreditgeberstaaten der in Buergerkrieg und Chaos verwahrlosten Staaten unterschlagen geflissentlich, dass Salazar sehrwohl die Unabhaengigkeit der Kolonien herbeiwuenschte, nur dass ihm die Ordnungskraefte dafuer fehlten.
Salazar sorgte sich um den Frieden, Schutz von Leben und Eigentum.
Diejenigen, die an den Buergerkriegen Honig saugten, an den Rohstoffen heute weiterhin Honig saugen, denen als Loesung heute eine Entsendung einer Friedenstruppe notwendig und gerechtfertigt erscheint, und Fluechtlinge in Wuesten absetzen und dem Verdursten und Sterben ueberantworten, bekennen nicht, dass Salazar diese Not vorhergesehen hat und vorallem zu verhindern wusste.
Das Portugal zur Zeiten eines Salazar war wie der Stall des Augias.
Die Leistungen dieses neutralen fuersorglichen Patriarchen muessen daher vor diesem Hintergrund gesehen und beurteilt werden.
Nach Salazar kam fuer Millionen Afrikaner, Timorenser, Goaer, der Tod.
Fuer die Portugiesen:
Geldentwertung, Billigkeit der Arbeitskraft, Chaotische oeffentliche Buchfuehrung, Stillstand des Rechtssystem (wegen Ueberlastung), Wartezeiten und Zustaende in Krankenhaeusern wie in Krisengebieten (wegen Unbezahlbarkeit), und darueberhinaus heute eine Bevormundung durch europaeische Normen, Lebensweisen und Geschmack.
Wie eine Tsunami fluten Auslaender und auslaendische Produkte nach Portugal, welches selbst sich in einer Phase der Des-industrialisierung befindet. Der Portugiese als Golfrasen-gaertner, Popcorn-verkaeufer, Portugal ein europaeisches Reservat fuer Urlaub und Folklore.
Wollen meine Leser wissen, weshalb Portugal trotzallem bis heute ueberlebt hat ?
Die Bruecken, Strassen, Wasserleitungen, die Salazar errichtete werden an Investoren verkauft und zurueckgeleast.
Der Goldschatz, den Salazar auf 800 Tonnen aufhaeufte, wird Stueck um Stueck abgetragen, verjubelt, verprasst.
Doch nicht im Verjubeln und Verschwenden sah Salazar eine Tugend.
Wer etwas aufbauen und bezahlen kann, darf sich mit ihm messen !
Deshalb, und nicht wegen irgendeiner politischen Couleur, denn Salazar hatte keine Farben weder am Hut,Hosenbein, Corpsbauch , noch am Revers, wuenscht sich ein Pole einen polnischen Salazar.
Deshalb jaulte die gesamte Horde der EU-Politiker, denen Rechenschaft ablegen so fernliegt wie dem Teufel das Weihwasser, allen voran ihr portugiesischer Oberhaeuptling, der gelernte, beliebte, nichts bereuende Anti-Faschist und Maoist: Manuel Barroso
ABSCHIED VON SALAZAR